Der kleine Frieder hatte ein Lob vom Herrn Lehrer bekommen.
Erfreut sagte sein Vater : „Das ist bravo! Nun darfst du dir auch etwas zur
Belohnung wünschen.“
„Ich möchte gern Straßenbahn fahren !“ruft Frieder schnell. Das ist nämlich
seine großte Freude. Er stellt sich immer auf die Plattform zu den Männern,
die dort ihre Zigarre rauchen. Die wichstigste Person auf der Straßenbahn ist
der Wagenführer. Dem könnte er stundenlang zuschauen, wie er mit der linken
Hand den Hebel hin und her dreht. Oft rückt er ihn nur langsam Stück um Stück
weiter.
Dann – ratsch! – reißt er ihnplözlich mit einen Ruckvon links nach rechts.
Die rechte Hand des Wagenführer hält gleichfalls einen Hebel. Der wird nur
ganz wenig bewegt. Durch beide Hebel wird Stromzufuhr geregelt. Je nach Stärke
des elektrischen Stromes steigert oder vermindert sich die Schnelligkeit der Fahrt .
Wenn man den Strom ausschalltet, bleibt der Wagen stehn.
Das weiß Frieder alles. Aber er möchte noch mehr wissen. Der Wagenführer
könnte es ihm erklären. Leider darf man ihn nicht fragen. „Es ist verboten , mit dem
Wagenführer zu sprechen !“steht auf einer weußen Tafel.
Frieder begreift das Verbot gut. Der Wagenführer muß dauernd die Strecke vor
sich beobachten. Alle Augenblicke kreuzt aus irgendeiner Nebenstraße ein
Auto, ein Radfahrer oder eine andere Straßenbahn. Da heißt es auf der Hut
sein.
Schneller, als man denkt, kann ein Zusammenstoß erfolgen. Fußgänger
überqueren die Schienen und vergessen oft, erst nach beiden Seiten Ausschau zu halten.
Frieder schaut am Wagenführer vorbei zum Fenster hinaus. Vor einem Hause
spielen Kinder. Sie laufen von einer Straßenseite zur andern. Der Wagenführer
läutet schon von weitem. Die Kinder verlassen daraufhin die Straße. Frei liegt
die Strecke.
Da, plözlich, die Straßenbahn ist schon ganz nahe, versucht ein Junge noch
schnell auf die andere Seite zu laufen. Mitten auf den Schienen gleitet er aus
und fällt.
Der Wagenführer schleudert den Hebel herum und bremst mit aller Macht.
Frieders Herz steht still vor Schreck. Er denkt: der Bub ist tot.!Dann zieht man
den Buben vorn unter den Wagen hervor. Er ist mit Schmutz bedeckt und
blutet. Aber er lebt und ist nur ganz wenig verletzt. Hätte der Wagenführer nur einen
Augenblick zu spät ausgeschaltet und weniger stark gebremst, der Bub wäre
zermalmt worden.
Seit diesem Tag ist Frieder besonders vorsichtig beim Überschreiten der
Straße.